Während der Regierungszeit des tibetischen Königs Songtsen Gamp im 7. Jahrhundert war Tibet eines der mächtigsten Reiche in Zentralasien. Tibet hatte damals eine Armee von 2'860'000 Männern. Jedes Armeeregiment hatte damals eine eigene Flagge. Die Flagge des Ya-ru To Regiments enthielt zwei sich gegenüberstehende Schneelöwen, diejenige des Ya-ru Ma einen aufrecht stehenden Schneelöwen, der zum Himmel hoch springt und diejenige von U-ru To eine weisse Flamme vor einem roten Hintergrund. Diese Tradition wurde fortgeführt, bis der dreizehnte Dalai Lama eine neue Flagge entwarf und deren Einsetzung durch alle militärischen Einrichtungen proklamierte. Die jetzige tibetische Nationalflagge beinhaltet dieses Design.
Erläuterung der Symbole:
Goldener Rand: Der goldene Rand an den drei Seiten (links, oben, unten) steht für die Verbreitung der Ideale der buddhistischen Lehre.
Strahlen: Die zwölf roten bzw. blauen Strahlen symbolisieren die aus den sechs Urstämmen hervorgegangenen zwölf alten Stämme Tibets. Die rote und blaue Farbe weist auf die zwei Schutzgottheiten Tibets hin (Nechung und Sri Devi)
Weisser Berg: Der weisse Berg ist Sinnbild des von Schneebergen umsäumten Tibets
Sonne: Die aufgehende Sonne der Freiheit bedeutet Wohlergehen und Glück für das Land.
Schneelöwen: Die beiden mythischen Schneelöwen stellen die Macht der weltlichen und geistlichen Herrschaft dar.
Flammende Juwelen: Die drei flammenden Juwelen (Norbu) in den Pranken der Löwen stehen für die Verehrung der sogenannten "Drei Juwelen", das heisst Buddhas, seiner Lehre und der Gemeinschaft seiner Anhänger.
Rundes Juwel: Das untere, runde Juwel fordert die Tibeter auf, stets die Gesetze hochzuhalten.
Lasst das strahlende Licht der kostbaren Buddhalehren scheinen, denn sie sind die Goldmine aller Hoffnungen für Glück und Wohlhaben in diesem Leben wie in der endgültigen Befreiung. O Religionsbeschützer, die Ihr den Juwel der Lehre hütet und vermehrt, mögen die Werke Eurer guten Taten wachsen und zunehmen! Bewacht alle Himmelsrichtungen mit Barmherzigkeit und Liebe, bleibt fest darin wie ein Diamant! Über unseren Häuptern regiert das göttlich bestimmte Gesetz, das hundertfache Wohltaten bringen sowie die Kraft der vierfachen glücklichen Umstände vermehren möge. Ein neues goldenes Zeitalter von Glück und Segen soll die drei Provinzen Tibets durchfluten. Es wachse die Herrlichkeit der Einheit von religiösem und politischem Leben. Durch die Verbreitung der Lehre des Buddha in den zehn Richtungen mögen alle Wesen in der weiten Welt die Pracht von Frieden und Glück erlangen. Möge das Sonnenlicht der Lehre und der heilsamen Handlungen der Menschen das Land Tibet siegreich aus dem Kampf gegen die Dunkelheit des Bösen hervorgehen und im hunderttausendfachen Glanz des Glücks erstrahlen lassen.
Transliteration
Si Zhi Phen De Dö Gu Jungwae Ter. Thubten Samphel Norbue Onang Bar. Tendroe Nordzin Gyache Kyongwae Gön, Trinley Kyi Rol Tsö Gye, Dorje Khamsu Ten Pey, Chogkün Jham Tse Kyong, Namkö Gawa Gyaden, Ü-Phang Gung la Regh, Phutsok Deshii Nga-Thang Gye, Bhod Jong Chol Kha, Sum Gyi Khyön La, Dekyi Dzogden Sarpe Khyap. Chösi Kyi Pel Yon Dhar, Thubten Chog Chur Gyepe, Dzamling Yangpae Kyegu Shidae Pel La Jör. Bhöd Jong Tendrö Gyaltsen Nyi-ö-Kyi, Trashi O-Nang Bumdutrowae Si, Nag Chog Munpae Yul Ley, Gyal Gyur Chig.
Tibet ist seit 1949 von der Volksrepublik China besetzt. Seither herrschen in Tibet Willkür, Folter, politische und kulturelle Unterdrückung. Die chinesischen Machthaber zerstörten durch rücksichtslose Zwangskollek tivierung die traditionelle Lebensgrundlage der Bauern und Nomaden. Sie vernichteten über 6000 Tempel, historische Bauten und Klöster, die Zentren der tibetischen Kultur, Religion und Geschichte darstellten.
Über 1,2 Millionen Tibeter verloren infolge der chinesischen Militärherrschaft ihr Leben. Die Ursachen für das Massensterben: Hunger, Folter, Hinrichtungen, Selbstmord und die harten Bedingungen in Arbeitslagern und Gefängnissen. Die Tibeter werden durch die Massenansiedlung von Chinesen in Tibet systematisch an den Rand der Gesellschaft gedrängt, die traditionelle Lebensweise wird durch die Zwangsumsiedlung von Nomaden weiterhin gezielt verhindert. Die Fortführung dieser unmenschlichen Politik wird die Tibeter in naher Zukunft zu einer unbedeutenden Minderheit im eigenen Land machen und zum vollkommenen Verlust ihrer Identität und Kultur führen. Die vielgerühmte wirtschaftliche Entwicklung Tibets sowie die Investitionen in die Infrastruktur kommen fast ausschließlich den chinesischen Siedlern zugute. Seit März 2008, als erneut landesweite Proteste der Tibeter brutal niedergeschlagen wurden und die Weltöffentlichkeit erschütterten, hat die Unterdrückung und Überwachung der Tibeter nochmals massiv zugenommen. Für die Teilnahme an Demonstrationen, für freie Meinungsäußerung, aber auch aus reiner Willkür wurden Tausende festgenommen, gefoltert und zu hohen Haftstrafen verurteilt oder wurden Opfer des Verschwindenlassens. Neben den täglichen Berichten von Verhaftungen und Folter schockiert seit März 2011 vor allem die steigende Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet. Besonders junge Tibeter protestieren auf diese Weise verstärkt gegen die chinesische Unterdrückungspolitik. Im Zusammenhang mit den Selbstverbrennungen kommt es immer wieder zu Unruhen und Massendemonstrationen. Quelle: TID
Tibet ist ein uraltes Land, dessen schriftlich belegte Geschichte bis ins Jahr 126 v. Chr. zurückreicht. Im 8. Jahrhundert wurde der Buddhismus zur Staatsreligion erhoben. Die tibetische Kultur begann, sich an den spirituellen Zielen eines gütigen, mitfühlenden Herzens und eines ruhigen, klaren Geistes auszurichten. Wissenschaftler sind sich einig, dass Tibet spätestens 1911 nach modernen Kriterien zu einem vollkommen unabhängigen Staat geworden ist. Tibet umfasste zu dieser Zeit ein Gebiet etwa in der Größe Westeuropas.
1949 marschierte die chinesische Armee mit 100.000 Mann in Kham, der östlichen Provinz Tibets, ein. Internationale Reaktionen auf dieses Vorgehen und die darauf folgende Besetzung der Hauptstadt
Lhasa war allgemeine Missbilligung - die Welt war sich einig, dass China unrechtmäßig gehandelt hatte. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete mehrere Resolutionen, die das
chinesische Vorgehen verurteilten und Selbstbestimmungsrecht für die Tibeter forderten. Doch China ignorierte diese Aufrufe und dehnte seine militärische Kontrolle vollständig über alle drei
tibetischen Provinzen aus: Kham, Amdo und Ü-Tsang.
Tibet war, wie viele andere Staaten und Gesellschaften in Asien zu dieser Zeit, ein äußerst armes und von ungerechten Verhältnissen geprägtes Land. Doch schon früh zeigte sich der junge 14. Dalai
Lama aufgeschlossen gegenüber Reformen in seinem Land. Und schon der 13. Dalai Lama hatte zum Beispiel 1913 eine Amnestie für alle "Leibeigenen" ausgesprochen, die ihren Abhängigkeitsverhältnissen zu
entkommen versuchten. Der 14. Dalai Lama setzte seinen Reformwillen insbesondere im Exil mit der Einführung demokratischer Strukturen fort. Lesen Sie insbesondere zur Frage der "Leibeigenschaft" in
Tibet ein Kurzpapier der International Campaign for Tibet.
Im Frühjahr 1959 kam es in Lhasa, der Hauptstadt Tibets, zu einem Volksaufstand der Tibeter gegen die Chinesen, der jedoch vom Militär rücksichtslos niedergeschlagen wurde. Der Dalai Lama, das weltliche und geistliche Oberhaupt Tibets, und 80.000 Tibeter flohen über den Himalaja nach Indien, wo sie nun schon seit über 40 Jahren leben. Infolge der Aufstände in Lhasa wurde die chinesische Unterdrückung der Tibeter und ihrer Kultur noch brutaler und unmenschlicher. Während Maos Kulturrevolution (1966-1976) wurde der Buddhismus zum Hauptangriffspunkt der kommunistischen "Reformen" und Tibet zu einem Land des Leids: Hunderttausende wurden verhaftet und in Gefängnisse und Arbeitslager verschleppt. Hundertausende von Tibetern, rund ein Fünftel der Gesamtbevölkerung, sind infolge der chinesischen Herrschaft an Folter und Hungersnot, durch Hinrichtung oder auf andere Weise zu Tode gekommen.
Ausübung der Religion
Die Chinesen verboten praktisch jegliches Studium des Buddhismus und jegliche religiöse Praxis. 1969 gab es in Tibet keine einzige praktizierende Nonne und keinen einzigen praktizierenden Mönch mehr - alle waren sie entweder geflohen, hingerichtet, verhaftet oder zumindest ihrer Ämter enthoben worden. Vor der Invasion überzog ein Netz von mehr als 6.000 Klöstern das Land, 1979 waren alle bis auf 13 geplündert und zerstört worden. Tausende Tonnen religiöser Statuen und anderer Kunstwerke aus edlen Metallen waren gestohlen und in Chinas Gießereien eingeschmolzen oder ins Ausland verkauft worden.
Studium und Praxis des Buddhismus sind inzwischen wieder gestattet, jedoch unter strengen Auflagen der chinesischen Regierung. Es wurde den Tibetern erlaubt, einige Klöster wiederaufzubauen, aber die chinesischen Behörden begrenzen die Anzahl der jeweils zugelassenen Mönche und Nonnen. Zusätzlich sind Vertreter der Kommunistischen Partei Chinas entweder dauerhaft im Kloster positioniert oder statten häufige Überwachungsbesuche ab, um die Bewohner "umzuerziehen". Die "Umerziehungsversammlungen" sind darauf ausgerichtet, Mönche und Nonnen zu zwingen, den Dalai Lama zu diskreditieren, die chinesische Staatsideologie zu preisen und der tibetischen Freiheitsbewegung abzuschwören.
Gefängnisse und Arbeitslager
Gefängnisse und Arbeitslager sind zu einem beherrschenden Aspekt im Leben der Tibeter unter chinesischer Besatzung geworden. Jede Kritik und jeder Widerstand gegenüber der chinesischen Besatzungsmacht ist ein Grund zur Verhaftung. Es gibt heute nicht einen einzigen Tibeter, in dessen Familie nicht zumindest ein Mitglied gefangen genommen oder getötet wurde. Die genaue Anzahl der politischen Gefangenen, die vor 1979 verhaftet wurden, ist unbekannt, aber Schätzungen zufolge starben mehr als 70 Prozent während ihrer Gefangenschaft. Einige Häftlinge wurden gezwungen, in chinesischen Bergwerken und Fabriken unter menschenunwürdigen Bedingungen zu arbeiten - von 10.000 Gefangenen eines Arbeitslagers für Boraxminen in den nördlichen Hochebenen von Jang Tsalaka starben Berichten zufolge 8.000 Tibeter innerhalb eines einzigen Jahres. In einer Bleimine in Dhartsedo (chin. Kangting), Kham, starben mehr als 12.000 Arbeiter in nur zwei Jahren. Auch heute noch wird jede politische Aktivität und jeder friedliche Einsatz für Menschenrechte als Schwerverbrechen angesehen und mit Haftstrafen zwischen einem Jahr und lebenslänglich geahndet. Auch jede Sympathiebezeugung gegenüber dem Dalai Lama, selbst der Besitz seines Portraits oder der verbotenen tibetischen Nationalflagge sind Grund für Gefangennahme und hohe Haftstrafen.
Tibetische Gebiete
Historisch besteht Tibet aus den drei Provinzen Ü-Tsang, Kham und Amdo, die ein Gebiet von 2,5 Millionen Quadratkilometern umfassen. China gliederte jedoch ganz Amdo und große Teile von Kham in die angrenzenden chinesischen Provinzen ein. Das verbleibende Gebiet, das nur noch aus Ü-Tsang und einigen Regionen Khams besteht, erhielt die Bezeichnung "Autonome Region Tibet". Obwohl es nur die Hälfte der ursprünglichen Landmasse Tibets darstellt, beziehen sich die Chinesen lediglich auf dieses Gebiet, wenn sie von Tibet sprechen.
Demokratie im Exil
1959, im Anschluss an seine Flucht nach Indien, begann der Dalai Lama nach modernen demokratischen Prinzipien die Regierung Tibets im Exil aufzubauen. 1991 verabschiedete der US-Kongress eine Resolution, die Tibet als ein "besetztes Land" anerkennt, dessen "wahre Vertreter der Dalai Lama und die tibetische Exilregierung sind". Die Exilregierung kümmert sich um das Wohlergehen der tibetischen Flüchtlinge, wobei der Schwerpunkt auf die Ausbildung und die Bewahrung der Tradition gelegt wird. Sie steht auch an der Spitze des friedlichen Kampfes des tibetischen Volkes um wahre Selbstbestimmung und die Rückgewinnung seines rechtmäßigen Heimatlandes.
Die wechselvolle Geschichte Tibets beginnt im 7. Jahrhundert mit der Gründung des tibetischen Großreiches, das bis zum 10. Jahrhundert eines der mächtigsten Reiche Asiens ist. Interne Machtkämpfe und ausländische Invasionen prägen von da an die Geschichte des Landes. Insbesondere die Beziehungen zur Mongolei haben großen Einfluss auf Tibet. Sowohl Tibet als auch China fallen im 13. Jahrhundert unter die Herrschaft des mongolischen Großreiches (Yuan-Dynastie). Im 17. Jahrhundert marschieren die Mongolen erneut ein. Sie übertragen 1642 dem 5. Dalai Lama die Regierungsgewalt über Tibet. So wird der Dalai Lama als politisches Oberhaupt etabliert. In den darauf folgenden Jahrhunderten kommt es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Manschus, die in China die Qing-Dynastie einsetzen, und auch Nepal fällt wiederholt in Tibet ein. Trotz der langen Zeiten der Besetzung gelingt es Tibet immer wieder, zwischenzeitlich seine Autonomie zurück zu gewinnen.
Als der 13. Dalai Lama 1895 die Regierungsgeschäfte übernimmt, ist Tibet ein religiöser Staat mit feudalistischen Zügen. Die Macht ist aufgeteilt zwischen den Klöstern, dem Adel und dem Dalai Lama. Großbritannien, die Kolonialmacht in Indien, versucht seinen Einflußbereich auszuweiten und marschiert 1904 in Tibet ein. Der Dalai Lama flieht ins Exil in die Mongolei und kehrt erst 1909 zurück, nachdem die Truppen wieder abgezogen sind. Die tibetische Armee ist jedoch geschwächt, so dass die Truppen der in China herrschenden Manschus nach Tibet vordringen können. 1910 besetzen sie Lhasa. Der Dalai Lama flieht ins indische Exil. Die Besetzung ist jedoch von kurzer Dauer. In Folge der chinesischen Revolution und des Sturzes der Manchu-Dynastie ist die chinesische Armee geschwächt und kann 1912 von der tibetischen Armee zurückgedrängt werden. Der Dalai Lama kehrt zurück und erklärt 1913 die Unabhängigkeit Tibets. Er beginnt nun, den Staat zu modernisieren und nach außen hin zu isolieren.
Deutsche Übersetzung der Englischen Übersetzung des Tibetischen Texts
Ich, der Dalai Lama, allwissendster Inhaber des buddhistischen Glaubens, dessen Titel auf Anweisung Buddhas aus dem glorreichen Land Indien verliehen wurde, spreche zu euch wie folgt: Ich
spreche hiermit zu Tibetern aller Klassen. Buddha, aus dem glorreichen Land Indien, prophezeite, dass die Reinkarnationen Avalokiteshvaras durch aufeinander folgende Herrscher seit den frühen
religiösen Königen bis zum heutigen Tage auf das Wohlergehen Tibets achten würden. Weiterlesen>>>
Noch 1949, im Jahr der Machtübernahme der Kommunistischen Partei und dem Ausruf der VR China, dringen erste Truppen der chinesischen Volksbefreiungsarmee in Amdo, die nordöstliche Provinz Tibets, ein. 1950 greift ein Heer von 40.000 Soldaten die südöstliche Provinz Kham an und besetzt das Land gewaltsam. Dem 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso wird im Alter von 15 Jahren die Macht übertragen. Unter militärischem Druck unterzeichnet eine tibetische Delegation 1951 das 17-Punkte-Abkommen, in dem der Status Tibets als Teil Chinas mit politischer Autonomie und kultureller sowie religiöser Freiheit vereinbart wird. Doch ist der Vertrag völkerrechtlich ungültig und der autonome Status wird zudem von China missachtet: Die chinesische Armee marschiert noch im selben Jahr in Lhasa ein.
Die tibetische Bevölkerung leidet unter dem Terror und der Gewalt der chinesischen Besatzer. Es entsteht eine Widerstandbewegung in den östlichen Provinzen Tibets. Bei ihrer Zerschlagung sterben zahlreiche Tibeter, Klöster werden zerstört.
Nach Jahren der Unterdrückung kommt es in Tibet am 10. März 1959 zum Volksaufstand, der von der chinesischen Armee blutig niedergeschlagen wird. Dem Dalai Lama gelingt es, noch rechtzeitig ins indische Exil zu fliehen. Die chinesischen Besatzer gehen nun noch rücksichtsloser gegen die tibetische Bevölkerung vor. Sie wird immer häufiger Opfer von Übergriffen. 1965 verkündet Peking die „Autonome Region Tibet“ (TAR), eine Region, die nur etwa die Hälfte des Territoriums Tibets umfasst.
Die „Große Proletarische Kulturrevolution“ von 1966 bis 1976 bringt weitere Gewalt und Elend über Tibet. Es sterben 1,2 Mio. Menschen. Auch die verbliebenen Tempel und Klöster werden nun zerstört. Nach der Kulturrevolution sind nur noch 12 Klöster erhalten.
Die Lebensbedingungen in Tibet sind äußerst schlecht unter der chinesischen Herrschaft. Selbst grundlegende Menschenrechte werden nicht gewahrt. Es kommt immer wieder zu Aufständen, die gewaltsam beendet werden. Zwischen 1987 und 1989 sind die Unruhen besonders heftig und Peking verhängt den Kriegszustand über Lhasa. Der Dalai Lama bemüht sich um eine Annäherung und schlägt den „Mittleren Weg“ ein, d.h. er fordert nicht die Unabhängigkeit, sondern nur eine echte Autonomie Tibets innerhalb des chinesischen Staatsverbands. Doch die Verhandlungen mit der chinesischen Regierung bleiben erfolglos. Im März 2008 kommt es erneut zu heftigen Protesten in Tibet, die brutal niedergeschlagen werden und über 200 Menschen das Leben kosten, darunter viele Mönche und Nonnen.
Rechtslage: Gemäss internationalem Recht ist ein souveräner Staat dann existent, wenn sein Gebiet von seinem Volk und seiner Regierung effektiv kontrolliert wird und er in der Lage ist, internationale Beziehungen einzugehen.
Territorium: Das historische, kulturelle und ethnische Gebiet Tibets erstreckt sich von der McMahon-Linie im Westen und Süden bis zu Kunlun und Altyn Tagh im Norden und Dhartse-dho (Ta-chien-lu) im Osten. Das ganze Gebiet umfasst rund zwei Millionen Quadratkilometer.
Volk: Die sechs Millionen Tibeter bilden ethnisch, kulturell, sprachlich und geschichtlich ein eigenständiges Volk, das sich von seinen Nachbarvölkern eindeutig unterscheidet.
Regierung: Die tibetische Regierung in Lhasa unter der Führung des Dalai Lama war die unangefochtene Herrscherin über Tibet. Seit der Unabhängigkeitserklärung durch den 13. Dalai Lama im Jahr 1913 hat China weder Macht noch Autorität irgendwelcher Art in oder über Tibet ausgeübt. Bell, Grossbritanniens politischer Beamter in Sikkim und zugleich zuständig für Tibet, eine weltbekannte Autorität in Sachen Tibet, weist ausdrücklich darauf hin, dass seit 1912 jegliche chinesische Kontrolle über Tibet aufgehört habe. Tsung-lien Shen und Shen Chi-liu, beide Vertreter der nationalchinesischen Regierung in Lhasa, die 1949 Tibet verlassen mussten, berichten: “Seit 1911 hat Lhasa in allen faktischen Bereichen eine völlige Unabhängigkeit genossen.” Richardson, der als diplomatischer Leiter zunächst der britischen und später der indischen Mission in Lhasa insgesamt acht Jahre in Tibet verbracht hat, bestätigt ebenfalls, dass Tibet bis zur kommunistischen Invasion 1950 völlige De-facto-Unabhängigkeit genossen habe. Als Ausdruck der tibetischen Unabhängigkeit zu dieser Zeit wird auch die Tatsache gewertet, dass die tibetische Regierung im Februar 1940 ein Amt für auswärtige Angelegenheiten errichtete. Die von der tibetischen Regierung verfolgte Neutralitätspolitik während des Zweiten Weltkrieges unterstreicht zudem ihre volle Handlungsfreiheit und die Unabhängigkeit Tibets.
Position Chinas:Die Regierung der Volksrepublik China vertritt jedoch die historisch fragwürdige Auffassung, Tibet habe seit der Yuan-Dynastie unter chinesischer Souveränität gestanden und sei deshalb ein unveräusserlicher Teil Chinas. Wie die vorangehende historische Darstellung gezeigt hat, kann die mongolische Oberherrschaft über Tibet nicht als eine chinesische ausgelegt werden. Zwischen den Souveränitätsansprüchen Chinas und dem ihnen zugrunde liegenden historischen tibetisch-chinesischen Verhältnis besteht eine offensichtliche Diskrepanz.
Seit der Unabhängigskeitserklärung durch den 13. Dalai Lama im Jahre 1913 bis zur völkerrechtswidrigen Annexion durch die Volksrepublik China im Jahre 1951 ist Tibet ein vollständig unabhängiger Staat gewesen. Dies ist durch die Internationale Juristenkommission in ihrem Gutachten zur Tibet-Frage von 1960 auch bestätigt worden. Darin stellt sie fest, dass Tibet im Jahre 1949, als es von China gewaltsam besetzt wurde, die Kriterien für einen selbständigen Staat erfüllt habe: ein Volk mit einem eigenen Territorium und einer eigenen funktionierenden Regierung in diesem Territorium. Diese Feststellung ist ausserdem vom Wissenschaftlichen Fachdienst des Deutschen Bundestages in seinem Gutachten von 1987 bestätigt worden. Gyaltsen Gyaltag
Umsiedlungen: Eine grosse Anzahl Chinesen ziehen — durch die chinesische Regierung ermutigt — nach Tibet. Die Grösse der Umsiedlung spitzt sich alarmierend zu. Die berechtigte Angst besteht — alle Anzeichen bestätigen dies -, dass die gegenwärtige chinesische Politik “erfolgreich” ist. Ziel ist es, die Tibeter zu einer unbedeutenden Minderheit im eigenen Land zu machen.
Anreize für chinesische Umsiedler: Die gegenwärtige Ansiedlungspolitik wurde 1983 begonnen, als die “endgültige Lösung” von Chinas Tibet-Problematik beschlossen wurde. Deng Xiaoping und andere chinesische Staatsträger beschlossen die Umsetzung der Regierungslinie durch die Motivierung von Chinesen, sich in Tibet anzusiedeln. Anreize für die chinesischen Einwanderer sind: Höhenzulagen, Entfernungsprämien, Steuervergünstigungen, verkürzte Arbeitszeit und mehr freie Tage. Die Arbeitslöhne und Beamtengehälter in Tibet sind die höchsten in ganz China und bestehen zu über 30% aus Prämien. So kann ein chinesischer Lehrer in der Autonomen Region Tibet fünfmal so viel Geld — bei vergleichsweise weniger Arbeit — wie in China verdienen. Diese Bestrebungen verletzen Artikel 49 der 4. Genfer Konvention (1949), die den Bevölkerungstransfer von Teilen der Bevölkerung der Besatzungsmacht in das besetzte Territorium untersagt. Die Bestimmungen der Genfer Konvention werden von der chinesischen Regierung nicht respektiert, obwohl sie sie 1956 ratifiziert hat.
Folgen: 7.5 Millionen Chinesen stehen heute 6 Millionen Tibetern im ursprünglichen Staat Tibet gegenüber. In allen grösseren Städten sind die Chinesen schon heute den Tibetern an Zahl überlegen. Selbst nach chinesischer Schätzung sind ca. 58% (entsprechend ca. 150’000) der Einwohner von Lhasa chinesisch; rechnet man noch die starken Truppenkonzentrationen im Lhasa-Tal dazu, so stehen 300’000 Chinesen etwa 60’000 Tibetern gegenüber. Die Stadt Chamdo hat nach Augenzeugenberichten einen chinesischen Bevölkerungsanteil von 95%. Manche Städte in Kham entstanden überhaupt erst nach der Ankunft der Chinesen in den 50er Jahren. Eine davon, Hong Yuan, wurde inmitten grosser Weidegebiete erbaut, in denen Nomaden leben. Der Bevölkerungstransfer verursachte eine Inflationsrate von 300% und eine Zweiklassengesellschaft mit scharfen ethnischen Grenzen sowie einer bisher nicht dagewesenen Arbeitslosigkeit unter den Tibetern. Im Gebiet von Lhasa zum Beispiel sind 30’000 Tibeter arbeitslos, da sie ihren Arbeitsplatz an chinesische Neuankömmlinge abgeben mussten. Neugeschaffene Arbeitsplätze werden vorrangig von Chinesen besetzt. Chinesisch ist Hauptunterrichtssprache und damit Voraussetzung für die meisten Arbeitsstellen. Dadurch haben die Neuansiedler einen sofortigen sprachlichen Vorsprung. Die tibetische Sprache wird hingegen aus dem Arbeitsalltag völlig verdrängt. Von den ca. 12’000 Läden, Teehäusern und Restaurants ausserhalb des Barkhor-Altstadtkerns in Lhasa sind nur 300 im Besitze von Tibetern.
Grosse Bedrohung: In Tibet bedeutet die Bevölkerungsverlegung die grösste Bedrohung für das Ueberleben des tibetischen Volkes und seiner Kultur.
Kulturrevolution: Bis 1979 wurde die Religionsausübung gewaltsam unterdrückt. Mönche und Nonnen wurden öffentlich gefoltert und getötet. Während der Kulturrevolution wurden ca. 6’000 Klöster zerstört, die 13 verbleibenden wurden “nur” geplündert. Riesige Mengen von Kulturgütern wurden, wenn sie nicht zerstört wurden, nach Beijing gebracht und dort eingeschmolzen oder an westliche Sammler verkauft.
Die chinesische Regierung kritisiert das damalige Verhalten und macht die “Vierer-Bande” dafür verantwortlich.
Situation heute: Diese offene Kritik wird aber dazu benutzt, um von heutigen Problemen abzulenken.Denn entgegen der chinesischen Behauptungen gibt es auch heute noch keine Religionsfreiheit. Die tibetische Kultur wird weiterhin unterdrückt, wenn auch mit subtileren Methoden.
Die chinesische Besatzungsmacht verfolgt besonders buddhistische Mönche und Nonnen, weil sie eine andere Weltanschauung vertreten. In dem repressiven Regime zielen aufgezwungene Umerziehungsmassnahmen und Indoktrinierungssitzungen speziell für diese Gläubigen darauf ab, ihre tibetisch-nationale oder religiöse Überzeugung in kommunistisches, china-freundliches Denken umzuwandeln. Wer sich nicht anpasst, wird aus seinem Kloster ausgeschlossen und darf auch nicht in andere Klöster eintreten.
Sprache: Chinesisch hat Tibetisch als Amtssprache ersetzt (dies trotz anderslautenden offizieller Erklärungen). In Amdo und Kham (den bevölkerungsreichsten Gebieten Tibets) ist oft unmöglich, in Schulen Tibetisch zu lernen. In Grundschulen Zentral-Tibets wird Tibetisch inzwischen wieder unterrichtet, wer jedoch Englisch lernen möchte (und dies ist eine Bedingung, um an Universitäten zugelassen zu werden), muss das Studium der tibetischen Sprache beenden. Nach der Grundschule wird in Chinesisch unterrichtet. All dies führt dazu, dass die tibetische Sprache stirbt und Tibeter, die kein Chinesisch sprechen, fast keine Arbeit finden.
Religion: Anfangs 1980 begannen die Tibeter mit dem Wiederaufbau und der Bevölkerung der zerstörten Tempel und Klöster. Dies in einem Tempo, das von China als Bedrohung aufgefasst wurde. Aus diesem Grund wurde Ende 1994 eine Kampagne gegen den tibetischen Buddhismus gestartet. Alle weiteren Renovationen wurden gestoppt und Höchstzahlen für die Anzahl Mönche und Nonnen eingeführt. Dies stellt einen schweren Angriff auf die tibetische Kultur dar, weil die Wieder-Einführung des Buddhismus eine Gelegenheit für junge Tibeter gewesen war, Kultur und Geschichte ihres Landes kennenzulernen. Wer ohne Erlaubnis der Regierung Klöster aufbaut, wird auch heute noch streng bestraft. Die Zahl der Mönche und Nonnen beträgt 1’200 (vor 1959 waren es ca. 25’000). Die Mönche und Nonnen werden von Regierungsstellen bestimmt und streng kontrolliert; sie können nicht selber bestimmen, in welchem Kloster sie lernen möchten und wer ihr Lehrer sein soll. Tibetische Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas werden aufgefordert, religiöse Gegenstände aus ihren Häusern zu entfernen und Kinder, die Schulen der exil-tibetischen Regierung besuchen, zurückzubringen.
Panchen Lama: Die chinesische Regierung versucht ausserdem, die Stellung des Dalai Lama als religiöses Oberhaupt zu untergraben. 1989 verstarb Tibets zweitwichtigste Person, der Panchen Lama. Traditionellerweise wird die Reinkarnation vom Dalai Lama bestimmt, was er im März 1995 auch tat. Einige Monate später dann bestimmte ein von der Regierung Chinas ernanntes Komitee die Reinkarnation des zehnten Panchen Lama. In Tibet kam zu grossen Protesten, welche zu einer Verhaftungswelle führten.
Chadrel Rinpoche, der Abt des Klosters Tashilunpo (der bis anhin als eher china-freundlich galt) wurde von den Chinesen verhaftet und inhaftiert. Inzwischen gab China zu, den siebenjährigen Knaben in Gewahrsam genommen zu haben, um ihn ‘zu schützen’. Der Knabe dürfte zur Zeit der jüngste politische Gefangene der Welt sein. Inzwischen versucht China, ‘seinen’ Panchen Lama zu etablieren. (Carsten Nebel, 28.09.1998)
Tibets einzigartige Kultur beeindruckt durch ihr gelebtes Mitgefühl und ihre tiefe religiöse Verwurzelung. Doch die Kultur Tibets, eine der ältesten der Welt, ist aufgrund der repressiven Politik der VR China zutiefst gefährdet.
Historischer Überblick
Tibet ist ein uraltes Land, dessen schriftlich belegte Geschichte bis ins Jahr 126 v. Chr. zurückreicht. Im 8. Jahrhundert wurde der Buddhismus zur Staatsreligion erhoben. Die tibetische Kultur begann, sich an den spirituellen Zielen eines gütigen, mitfühlenden Herzens und eines ruhigen, klaren Geistes auszurichten. Wissenschaftler sind sich einig, dass Tibet spätestens 1911 nach modernen Kriterien zu einem vollkommen unabhängigen Staat geworden ist. Tibet umfasste zu dieser Zeit ein Gebiet etwa in der Größe Westeuropas. Weiterlesen...
FUNCTIONING STATE (Compiled by Jamyang Norbu for the Rangzen Alliance)
Tibet was a fully functioning and independent state before the Chinese invasion. It threatened none of its neighbors, fed its population unfailingly, year after year, with no help from the outside world, and owed nothing to any country or international institution. Although insular, theocratic and not a modern democracy, Tibet maintained law and order within its borders and conscientiously observed treaties and conventions entered into with other nations. It was one of the earliest countries to enact laws to protect wildlife and the environment – recurrently cited in the “Mountain Valley Edicts” issued since 1642 [1], and possibly earlier. [2] Tibet abolished capital punishment in 1913 (noted by many foreign travelers [3]) and was one of the first nations in the world to do so. There is no record of it persecuting minorities (e.g. Muslims [4]) or massacring sections of its population from time to time as China (remember Tiananmen) still does. Read the full story>>>